Fachpädagogische Ausbildung "Apfelbäckcken und Krabbelbein"

Fachpädagogische Ausbildung "Apfelbäckcken und Krabbelbein"

„Apfelbäckchen und Krabbelbein“

Text: Manuela Lorenz

Unter diesem Motto bietet das Streuobstwiesenkompetenzzentrum Lallinger Winkel erstmalig seit diesem Jahr eine Fortbildungsreihe an, die sich sowohl an pädagogisches Fachpersonal als auch an Ehrenamtliche richtet.

Bereits 2021 setzten sich Christina Fuchs, Sachbearbeiterin der VG Lalling, Maria Gruber, Bewirtschafterin der ältesten Streuobstwiese Lallings, Rebekka Honecker, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Manuela Lorenz, Streuobstpädagogin, zusammen und beratschlagten über eine umweltpädagogische Fortbildungsreihe, welche im Rahmen des Streuobstwiesenkompetenzzentrums Lallinger Winkel starten sollte.

Die Ideen fielen auf den überaus fruchtbaren Lallinger Boden und dank finanzieller Förderungen durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sowie die Verwaltungsgemeinschaft Lalling konnte die Fortbildungsreihe 2022 realisiert werden.

Kaum waren zu Beginn dieses Jahres die Werbe-Flyer für „Apfelbäckchen und Krabbelbein“, so der symbolträchtige Name der Weiterbildungsmaßnahme, verteilt, waren alle Plätze durch 17 TeilnehmerInnen bereits belegt.

Dieser Titel soll die Symbiose zwischen der Nutzung des Obstes durch den Menschen und des vielfältigen Lebensraumes für Pflanze und Tier veranschaulichen. Denn in unseren Obstwiesen sind mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten beheimatet und über 1000 schmackhafte Obstsorten lassen sich hier noch finden.

Die vier Module, den Jahreszeiten entsprechend betitelt, konnten im März mit der Einheit `Winter – „Immer mit der Ruhe“ – Vom Wachsen und Werden`, starten. Denn Naturpädagogik auf der Streuobstwiese ist ganzjährig nicht nur möglich, sondern absolut sinnvoll. Der vielfältige und artenreiche Lebensraum einer Streuobstwiese ist wie geschaffen dafür, die Begeisterungsfähigkeit und Neugier der Kinder auf die Wunder der Natur zu lenken und Nachhaltigkeitsthemen lebendig zu vermitteln. So werden Aktionen zu jeder Jahreszeit dem Forscherdrang und der kindlichen Neugier gerecht und ermöglichen quasi auf Augenhöhe, Natur mit den eigenen Händen und allen anderen Sinnen begreifbar werden zu lassen.

Als Treff- und Stützpunkt fungierte der Fengshui-Park mit seinem Wirt Salvatore Piscitello, der seinen Wintergarten als Unterrichtsraum zur Verfügung stellte und kulinarische Köstlichkeiten zauberte. Der Park konnte erkundet und die vielen unterschiedlichen Obstbäume darin genauer unter die Lupe genommen werden.

Die älteste Streuobstwiese von Maria Gruber, welche sie voller Freude für den Unterricht zur Verfügung stellte, bot interessante Einblicke in das Biotop Streuobstwiese, so konnten nicht nur Hornissen in Baumhöhlen, Bienen bei der Arbeit und viele andere Insekten und Vögel beobachtet werden, auch geheimnisvolle Fußspuren und Federnfunde gaben Anlass für Geschichten.

Laut Streuobstpakt, welcher vor einem Jahr unter anderem von der Bayerischen Staatsregierung unterzeichnet wurde, sollen eine Million Streuobstbäume neu gepflanzt werden. Einer davon, von der alten Sorte Holsteiner Cox, der von der Gruppe gemeinsam unter Anleitung gepflanzt wurde, durfte sich in die Schar von den über 100 Bäumen von Frau Gruber einreihen.

Erklärtes Ziel der Verwaltungsgemeinschaft Lalling ist es, in naher Zukunft in der Obstschüssel des Bayerischen Waldes einen Streuobstkindergarten ins Leben zu rufen.

Um pädagogischem Fachpersonal, sprich ErzieherInnen, KinderpflegerInnen und Lehrkräften ein Werkzeug in Form von Grundkenntnissen über die vielfältigen Möglichkeiten von Streuobstpädagogik an die Hand zu geben, durfte die zuletzt gut zusammengeschweißte Gruppe vier ganztägige Module auf Streuobstwiesen in Lalling über die vier Jahreszeiten verteilt erleben. Es galt, alle Sinne anzusprechen, so durfte gewerkt und gebastelt werden – im Winter wurde eine Pflanzenpresse hergestellt. Auch wurde gekocht – Tees und „Zaubertränke“, Aufstriche, schokoliertes Obst. Ebenso geforscht, ertastet, genau hingeschaut, z.B. bei Insekten. Manchem Heilkraut wurden seine Geheimnisse entlockt, wie z.B. dem Johanniskraut und dem Spitzwegerich, deren Heilkräfte in der eigens hergestellten Naturapotheke Verwendung finden.

Die ungefähr 50 Spiele und Aktionen, die durch Skripten weiterhin für die TeilnehmerInnen zur Verfügung stehen, bieten eine breite Palette an Naturerlebnissen, die nur darauf warten, ans Kind gebracht zu werden.

Auch in den kommenden Monaten werden die TeilnehmerInnen noch weiterhin von der Streuobstpädagogin Manuela Lorenz, welche in den Seminaren referierte, mit Geschichten und Wissen über Pflanzen informiert, indem Pflanzenportraits an die Gruppe versendet werden.

Das Thema Streuobstwiese ist ein weites Feld und die Möglichkeiten für Kinder, sie für sich als Lebensraum zu entdecken und wahrzunehmen vielfältig. So wäre es wünschenswert, diese Fortbildungsreihe auch im kommenden Jahr wieder anbieten zu können um den KandidatInnen, die sich bereits auf der Warteliste befinden eine Teilnahme zu ermöglichen. Denn auch ehrenamtlich Tätige im Bereich der Kinder und Jugendarbeit können davon profitieren.

So lasst uns denn nicht nur Bäumchen pflanzen, sondern auch Kindern als unsere Zukunft das Wissen und die Liebe dafür an die Hand geben, diese zu pflegen und zu erhalten.