Der Lallinger Winkel hat eine neue Deutsche Mostkönigin

Der Lallinger Winkel hat eine neue Deutsche Mostkönigin

Text: Anne Wölle – Bilder: Manfred Pichler

Zehn Königinnen über bayerische Apfel- bis Kartoffelreiche und eine Dirndlmajestät gaben sich am Samstagmorgen unter mehr weißem als blauem Himmel in Lalling die Ehre. Wobei das ziemlich frische Mailüftchen weder die gute Stimmung vom bayrischem Obst- und Gemüseadel, noch der feierfreudigen Besucher im Geringsten beeinträchtigte. Unter Böllerschüssen und Blasmusik der “Jagamusi” bewegte sich ein kleiner, feiner Festzug aus zahlreichen Gasthoheiten mit Hofstaat, lokaler und regionaler Prominenz, tschechischen und regionalen Ehrengästen, der ausrichtenden FFW Lalling und ortsansässigen wie befreundeten Vereinen mit und ohne Fahnenträgern zur großen Linde. Bürgermeister Michael Reitberger begrüßte das erwartungsvolle Publikum zu einem genuss- und erlebnisreichen Festwochenende. Sein besonderer Dank galt unter anderem der FFW, die mit gewohnt professionellem Einsatz das beliebte Ortsfest ausgerichtet hatte und dessen Ablauf begleitete. Er lobte das ereigniserprobte Engagement der Fachfrauen des Touristikbüros, Christina Fuchs und Anneliese Klampfl, und von Ulrike Piehler, der Organisatorin des traditionellen Töpfermarktes. In einer langen namentlichen Aufzählung bedankte Reitberger die unentbehrlichen und unermüdlichen Helferinnen und Helfer, Unterstützer und Förderer, ohne deren kompetenten, zuverlässigen, erfahrenen Einsatz mit Herzblut das beliebte Traditionsfest nicht realisierbar wäre. Schirmherr und frischgebackener bayerischer Bau- und Verkehrsminister Christian Bernreiter richtete ebenfalls Grußworte an die Gäste – zu einem Traditionsfest, das ihm als heimat- und naturverbundenem Privatmann und Politiker gleichermaßen am Herzen liegt. Im Kreis von Bezirksrätin Margret Tuchen, dem stellvertretenden Landrat Roman Fischer und zahlreichen anderen Ehrengästen betonte der ehemalige Landrat die Wichtigkeit von Pflege und Ausbau regionalen Produktbestandes, die auch im Fokus der – im wahrsten Sinne des Wortes – fruchtbaren Kooperation zwischen der “Obstschüssel” des Bayerischen Waldes und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf liegen. Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung war unbestreitbar die Verabschiedung der jungen “alten” deutschen Mostkönigin Anna Lallinger und die Inthronisation ihrer Nachfolgerin Lisa Atzinger in Begleitung der beiden herzigen Mostprinzessinnen Anna und Selina. Anna Lallinger, mit der bislang längsten Amtszeit von 3 Jahren, verabschiedete sich in dankbarer Erinnerung an eine bzgl. Terminen eingeschränkte Amtszeit. Im Rahmen flexibel koordinierter Online Veranstaltungen ergaben sich trotzdem unzählige spannende Kontakte und Erfahrungen, die sie persönlich als vielseitige Bereicherung empfand. Die attraktive Aussicht, Königin mit Krönchen für zumindest ein Jahr zu werden, ließ die 19jährige Auszubildende bei der VG, Lisa Atzinger, auf seine vorsichtige Anfrage die adlige Position im Dienst der Heimatgemeinde sofort annehmen, lachte Ortsvorstand Reitberger. Für die 20. Repräsentantin der paradiesischen Frucht in vielseitiger Aufbereitung erfülle sich ein Kindheitstraum mit ihrer Wahl, äußerte Lisa die Erste in ihrer Antrittsrede, in gespannter Vorfreude auf die damit verbundenen Aufgaben. Beim Dank für erhaltene Unterstützung und einem warmherzigen, ganz persönlichen Gedenken an “Opa Wiggerl” flogen der Apfelmostthronerbin die Herzen zu. Die Krönung der Mostmajestät absolvierten Bürgermeister Reitberger und Staatsminister Bernreiter dann mit Routine und rustikalem Charme, bevor aus bereitstehenden Krügerln ein Vorgeschmack auf die Genüsse des Wochenendes verteilt wurde. An verschiedenen Stellen versprachen themenbezogene Präsentationen informative Kurzweil. Bei Lembergers stand zum Beispiel das Obstgartentürchen zur Besichtigungsexkursion mit Verkostung von Erzeugnissen der “Hundinger Goldbergbauern” offen. Klöpplerin Friederike Roith demonstrierte ihre faszinierende, alte Handarbeitstechnik, und die Ausstellung künstlerischer Arbeiten Lallinger und tschechischer Schüler aus Lhenice und Besiny lud zur Betrachtung ein. Eine strapazenfreie, idyllische Kurz- Rundwanderung bot sich ebenso an, wie ein Abstecher zum Feng Shui Park am See. Und die fleißigen Bienchen des Bienenzuchtvereins summten an diesem Tag wohl ausschließlich für interessierte Besucher im Streuobsterlebnisgarten mit Lehrbienenstand herum. Für den abschließenden bayrischen Unterhaltungsabend war “Mostgrantler” Alois Süß mit kabarettistischem Witz zur Zwerchfellmassage angekündigt und die “Krautnudlmusi” zur musikalischen “Stimmungsmache”. Schon lange vor offizieller Eröffnung waren Freunde von nützlichem und dekorativem Kunsthandwerk zwischen farb- und formenreich bestückten Standln unterwegs auf dem 39. Töpfermarkt mit heuer um die 20 “Tonkünstlern”. Vernunftbegründete Abwägung zwischen “brauchen” und “haben wollen” wurde meist zugunsten freudiger Wunscherfüllung ignoriert, und Taschen und Kofferräume für die Heimfahrt lustvoll bepackt mit kreativ gestalteter Keramik. Zauberhafte bis fantasievoll karikierte Figuren aus Pflanzen-, Tier und Fantasiewelten verlockten erfolgreich zum Erwerb und ein entspannter Ratsch mit den jeweiligen Keramikern aus verschiedenen Bundesländern ergab sich “oiwei” Wer seinen Geldbeutel vergessen hatte, war zu bedauern, denn schon für kleines Geld gab’s Großartiges zu erwerben Was natürlich anschließend am Probierstandl der FFW oder im und vorm griabig renovierten Zehentstadel mit flüssigen und festen Schmankerln gebührend gefeiert werden musste. Bei Musik natürlich , denn ohne die geht nix, schon gar nicht am Lallinger Mostfest. Simon Schiller aus Lalling sorgte tagsüber für den nötigen Schwung nach Noten beim Töpfereien einpacken, Most nachschenken und Einsatz vom Brotzeitbesteck. Und als Einstimmung zum Feuerwehrtag am darauffolgenden Sonntag. Da ging´s nämlich nach dem Umzug der Vereine und anschließendem Festgottesdienst weiter mit Musik und Feiern zu Ehren der freiwilligen, selbstlosen Nothelfer aus Lalling, der Umgebung und überall auf der Welt.